Luther ging während seiner Kindheit
von 1497 bis 1498 als
14jähriger in
Magdeburg in die Schule. Er war Augustinermönch und ist deshalb auch mit der Wallonerkirche Sankt Augustini eng verbunden. Belegt ist auch,
daß Luther während
dieser Zeit auch an vielen Gottesdiensten in der Ulrichskirche teilgenommen hat.
Initiator der Reformation in Magdeburg war
mit großer Wahrscheinlichkeit der Helmstedter Mönch Greve Köppen.
Er fing im Frühjahr 1524 in der Sudenburg damit an, unter großem Beifall
die evangelische Lehre zu predigen. Dies setzte er unter Zustimmung des
Bürgermeisters Nikolas Sturm zunächst in der Gertraudenkirche fort. Als
er selbst die Kanzel besteigen wollte, verbot ihm der andere
Bürgermeister Hans Rubin das Predigen. Köppen setzte daraufhin seine
Predigt unter freiem Himmel auf dem Marsch (Werderinsel) fort, später
wurden ihm dann Predigten in der Jakobikirche gestattet. Einige Wochen
später kam dann das Signal zur völligen Reformation, als ein armer alter Wittenberger Tuchmachergeselle die 1524 in Wittenberg gedruckten
acht deutschen Lieder Luthers am 6. Mai 1524 uf dem alten Markt neben der Statue des
Kaisers Otto zum Verkauf anbot und die rührendsten und erbaulichsten
davon sang: "Aus tiefer Not schrei ich zu Dir, Herrgott erhör mein
Rufen" und erzählt den Neugierigen, die stehen bleiben, die Geschichte
der beiden Augustinermönche Johann van Esch und Heinrich Voes, die 1523
ihrem Glauben nach Luther nicht abschwörend auf dem Brüsseler
Marktplatz verbrannt worden sind. Luther hatte, ihres Opfers
gedenkend, "Eyn neues lied wir heben an" geschrieben. In diesem Moment
verläßt der Bürgermeister Hans Rubin die Ratsherrenkirche St.Johannis.
Rubin, den Auflauf gewahr werdend, läßt den Tuchmachergesellen
verhaften und abführen. Binnen kurzem füllt sich der Alte Markt mit
Luther-Anhängern, welche die Freilassung des Gesellen fordern. Als sich
nichts tut, befreien die Leute kurzerhand den Tuchmachergesellen und
setzen den Stadtknecht hinter Schloß und Riegel. Am selben Tag stellen
die Innungsmeister beim Magistrat den Antrag, daß künftig von allen
Kanzeln der Stadt das reine Evangelium gepredigt werde. Kaum stimmen die
Ratsherren mehr gezwungenermaßen denn aus Überzeugung dem Antrag zu,
bestellen Gemeindemitglieder der Ulrichsgemeinde acht Männer zu
einem Wahlgremium für den künftigen evangelischen Prediger. Das macht
Schule in der alten Stadt. Der Konflikt eskaliert. Streit entzündet sich
um Seelenmessen und die rechte Art, das Abendmahl zu feiern. Am 22. Mai
1524 treffen sich die evangelischen Prediger und gewählte
Vertrauensmänner im Kloster St. Augustini unter Leitung des neuen Priors
Melchior Mirsch. Ein Zehnpunkteprogramm wird beschlossen und den
Ratsherren übergeben. Diese wiederum fertigen eine Abschrift für den
inzwischen zum Kardinal berufenen Albrecht. Doch es kommt zu keinem
Entscheid. Das ist die Situation, als der Ruf nach Wittenberg erfolgt:
Luther müsse nach Magdeburg kommen. Im Juni 1524 trifft er ein. Während
der Anwesenheit des Reformators in der Stadt will man Luther auch
persönlich hören. Am 26. Juni 1524 predigt Luther in der
Johanniskirche über Matthäus 5, 20-26 in deutscher Sprache. Tausende
Magdeburger haben sich versammelt, in und um die Johanniskirche... So
bestimmen schließlich die evangelisch gesinnten Magdeburger den 17.
Juli 1524 als Tag der Einführung des neuen Glaubens. Bis zum 28.
Juli 1524 sind alle altstädtischen Kirchen mit evangelischen Pfarrern
besetzt, auch Sankt Johannis. |